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Posted by Elisabeth Heigl on

Scannen und Strukturdaten

Die Spruchakten scannen wir auf Bookeye4 Buchscannern der Firma Image Access in Kombination mit der Scansoftware UCC (Universal Capturing Client) der Firma Intranda. UCC erlaubt nicht nur die Erfassung von Strukturdaten währendes des Scanprozesses, sondern ist auch direkt mit dem Goobi-Server verbunden, auf dem die digitalen Prozesse unseres Projektes (jenseits der Handschriftenerkennung) gesteuert werden. In Goobi bereits angelegte Vorgänge können also im UCC aufgerufen, mit Digitalisaten und Strukturdaten ‚bestückt‘ und zum Goobi-Server exportiert werden.

Wir scannen einheitlich in 400 dpi und mit 24-bit Farbtiefe. Die erzeugten Originaldateien werden als unkomprimierte TIF-Dateien gespeichert. Zur weiteren Bearbeitung und für die Präsentation in der Digitalen Bibliothek M-V werden sie allerdings in komprimiertes JPG-Format kopiert.

UCC ermöglicht das Erfassen der Strukturdaten während des Scannens. Das bedeutet, dass der Scanoperator bereits beim Scannen für zusammengehörige Seiten der Akte ein Strukturelement setzen kann. Jedes einzelne Responsum (d.h. jeder Fall) erhält das Strukturelement „Vorgang“. In der späteren Bearbeitung der Metadaten müssen diesen dann lediglich beschreibende Haupttitel hinzugefügt werden.

Posted by Dirk Alvermann on

Wissen was man will

Ein Digitalisierungsprojekt mit Handschriftentexterkennung kann ganz unterschiedliche Zielsetzungen haben. Die reichen von der kritischen digitalen Edition über die Bereitstellung von Handschriften als Volltexte bis hin zur Erschließung großer Textkorpora über Key Word Spotting. Alle drei Zielsetzungen ermöglichen unterschiedliche Herangehensweisen, die großen Einfluss auf den technischen und personellen Aufwand haben.

In diesem Projekt interessieren nur die letzten beiden Zieldefinitionen, da eine kritische Edition nicht angestrebt wird, auch wenn die in diesem Projekt generierten Volltexte als Grundlage einer solchen dienen können.

Wir streben eine möglichst vollständige Erschließung des Inhalts der Handschriften durch automatische Texterkennung an. Die Ergebnisse sollen anschließend in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg Vorpommern online gestellt werden. Dort steht zunächst eine Suche zur Verfügung, die die Treffer im image selbst anzeigt. Der Nutzer, der über ausreichend paläografische Kenntnisse verfügt, kann den Trefferkontext im image selbst erschließen oder auf eine moderne Volltextansicht umschalten, oder sogar nur diese benutzen.

Posted by Dirk Alvermann on

Warum HTR alles verändert

Seit einigen Jahren widmen sich Archive und Bibliotheken in immer größerem Umfang der Digitalisierung von historischen Handschriften. Die Strategien sind dabei recht unterschiedlich. Die einen möchten ihre „Kostbarkeiten“ zeitgemäß präsentieren, andere möchten umfangreichere Bestände in zweckmäßiger Form für die Benutzung verfügbar machen. Die Vorteile der Digitalisierung liegen auf der Hand. Die Originalquellen werden geschont und die interessierten Forscher und Laien können unabhängig von Ort und Zeit auf das Material zugreifen, ohne Tage oder Wochen in Lesesälen zubringen zu müssen. Das ist ein enormer Fortschritt, gemessen an der Praxis des 20. Jahrhunderts.

Solche digitalen Angebote – die zunächst nicht mehr als ein digitales Abbild der historischen Originalquelle bereitstellen – werden also mit großem Aufwand, sowohl finanziell als auch personell, erarbeitet und unterhalten. Schaut man auf die Zielgruppe dieser Angebote, dann stellt man fest, dass es sich an dieselben Adressaten richtet, die auch Archive und Bibliotheken aufsuchen, vielleicht auch einige mehr, die aber alle über die Fertigkeit verfügen, solche historischen Handschriften überhaupt entziffern zu können. Optimistisch geschätzt, reden wir also von ein bis zwei Prozent der Bevölkerung. Für alle übrigen sind diese Digitalisate lediglich schön anzusehen.

Dieses Bild sollte man sich vor Augen halten, wenn man verstehen möchte, warum HTR in der Geschichte der digitalen Erschließung und Nutzung historischer Handschriften ein völlig neues Kapitel aufschlägt. Mit einem Satz könnte man sagen: HTR gestattet den Schritt von der einfachen Digitalisierung zur digitalen Transformation historischer Quellen. Dank der HTR wird nämlich nicht nur das digitale Abbild einer Handschrift sondern auch ihr Inhalt in einer für jedermann lesbaren und von Maschinen durchsuchbaren Form – und zwar über hunderttausende Seiten hinweg – verfügbar gemacht.

Für die Nutzung historischer Handschriften bedeutet das nicht weniger, als das ihr Inhalt einen Interessentenkreis geöffnet werden kann, dem er bislang verschlossen blieb oder wenigstens nicht ohne weiteres erschließbar war. Damit ist nicht nur der Kreis der Laienforscher angesprochen. Auch für wissenschaftliche Fachvertreter aus Disziplinen, in denen eine historische Hilfswissenschaften nicht zum klassischen Ausbildungskanon gehören, wird die Zugänglichkeit zu den Inhalten der Quellen erleichtert. Neue Konstellationen interdisziplinären Forschens werden so ermöglicht. Und schließlich: da die Inhalte der Handschriften nun maschinell auswertbar sind, lassen sich Fragestellungen und Methoden der Digital Humanities weitaus leichter an das Material herantragen als zuvor.

Tipps & Tools
Lesetipp: Mühlberger, Archiv 4.0 oder warum die automatisierte Texterkennung alles verändern wird Tagungsband Archivtag Wolfsburg, in: Massenakten – Massendaten. Rationalisierung und Automatisierung im Archiv (Tagungsdokumentationen zum Deutschen Archivtag, Band 22), hg. v. VdA, Fulda 2018, S. 145-156.

 

Posted by Anna Brandt on

Was Du hier findest und was nicht

Dieser Blog berichtet hauptsächlich über unsere Arbeit mit Transkribus. Daneben stellen wir aber auch den Projektworkflow und unsere Erfahrung mit den Scanprozessen, den dabei angewendeten Parametern, der Erstellung von Struktur- und Metadaten und die Präsentation der Projektergebnisse im Viewer der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern vor.

Dieser Blog ist kein Handbuch. Erwarte also nicht, dass hier step-by-step-Anleitungen für einzelne Aufgaben, die man in Transkribus erledigen kann, gegeben werden (obwohl wir das manchmal auch tun). Dafür gibt es eine ganze Reihe guter und bewährter How-To’s, die das Transkribus-Team und user in den letzten Jahren erarbeitet haben. Nein – hier wird über praktische Erfahrungen berichtet und  ein paar Tipps & Tricks verraten.

Transkribus hat inzwischen zwei Interfaces: den „Expert-Client“, den Du hier  herunterladen kannst, und des Web-User-Interface (WebUI), das Du unter dieser Adresse  erreichst. In diesem Blog geht es fast nur um den Expert-Client, weil nur er den vollen Funktionsumfang bereitstellt, den man benötigt, um anspruchsvolle Projekte zu bewältigen. Unter welchen Umständen und warum die Nutzung des WebUI trotzdem sinnvoll und angebracht ist, erklären wir hier.

Unsere Erfahrungen beziehen sich auf ein mittleres large-scale-project. Hier werden ca. 250.000 images verarbeitet. Entsprechend ausgerichtet ist unser Fokus. Wir setzen die Möglichkeiten von Transkribus ein, um große Mengen von Dokumenten durch automatisierte Texterkennung zu erschließen, mit Inhalten anzureichern und online zur Verfügung zu stellen. Dabei soll die Durchsuchbarkeit mittels Volltextsuche oder Keyword Spotting ermöglicht werden. Die Art der eingesetzten Mittel und der Anspruch an die Ergebnisse sind an diesem Ziel ausgerichtet. Projekte mit geringerem Umfang werden vielleicht differenzierte Methoden und subtilere Mittel anwenden; nichtsdestotrotz, auch für sie finden sich hier einige nützliche Erfahrungen.

Tipps & Tools
Lesetipp: Günter Mühlberger, Tamara Terbul: Handschriftenerkennung für historische Schriften. Die Transkribus Plattform